Neue Studie: „Bleibebarometer Öffentlicher Dienst“

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Der Fachkräftemangel macht auch vor deutschen Verwaltungen nicht Halt. Neben der Rekrutierung von Nachwuchs, müssen Behörden ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Zukunft aktiv zum Bleiben bewegen, um übermäßige Fluktuation zu verhindern. Eine Herausforderung für deutsche Verwaltungen, denn viele Instrumente, wie zum Beispiel Onboarding Prozesse, stehen in Behörden vielerorts noch nicht zur Verfügung. Alle Ergebnisse im Bleibebarometer Öffentlicher Dienst.

Wichtigste Ressource im System der öffentlichen Leistungserbringung sind Mitarbeitende in Behörden. Diese werden aber immer weniger, zum einen durch altersbedingte Austritte, zum anderen durch Fluktuation, zum Beispiel in die Privatwirtschaft. Für Verwaltungen ist es deshalb essenziell, neben der Rekrutierung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das bestehende Personal an sich zu binden. Welche Erwartungen die Beschäftigten an ihren Arbeitgeber haben und wie die Personalbindung gelingen kann, hat jetzt das Bleibebarometer Öffentlicher Dienst 2022 der Next:Public untersucht.

Die schlechte Nachricht: 80 Prozent der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst können sich vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln – knapp ein Drittel gar zu einem Arbeitgeber in der Privatwirtschaft Das hat die aktuelle Umfrage zum Bleibebarometer mit 7.500 Teilnehmenden aus dem Öffentlichen Dienst in Bund, Ländern und Kommunen ergeben.

Aus der Umfrage zum Bleibebarometer: Welche Verbesserung Ihrer Arbeitsbedingungen würden Sie in der Privatwirtschaft erwarten?

Offene Frage, Aufzählung nach Häufigkeit der Nennung:

  1. Bessere Bezahlung
  2. Höhere Flexibilität
  3. Bessere Ausstattung
  4. Anerkennung und Wertschätzung

Fluktuation verhindern, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken

Für Beschäftigte wichtige Rahmenbedingungen, wie Wertschätzung und individuelle Förderung, sind in Verwaltungen nicht gänzlich verankert. So gibt fast die Hälfte der Befragten beim Bleibebarometer an, dass sie von ihren Führungskräften kaum oder keine Wertschätzung erhält und über die Hälfte findet, dass Vorgesetzte keine Entwicklungsmöglichkeiten im Job aufzeigen.

Eine wertschätzende Mitarbeiterführung steigert jedoch die emotionale Bindung der Beschäftigten an den Arbeitgeber sowie die generelle Zufriedenheit mit der Führungskraft. Bei den Mitarbeitenden entsteht das Gefühl, dass sie mit ihren Anliegen ernst genommen werden. Oftmals geht es dabei um direktes Feedback und Anerkennung für geleistete Arbeit. Führungsfähigkeiten, wie eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Achtsamkeit, stehen hierbei im Fokus. Innovative Kommunikationsformate, bspw. ein „weekly“ oder tägliche, kurze „Stand-up-Meetings“ (auch online
durchzuführen) können unterstützend wirken, da sie sowohl dem Team als auch der Führungskraft die
Möglichkeit für anerkennende Worte geben.

Carsten Köppl, Geschäftsführer der Next:Public, die für die Studie verantwortlich ist:

„Das Bleibebarometer zeigt, dass der Öffentliche Dienst die Themen Personalbindung und Steigerung der Zufriedenheit seiner Beschäftigten noch zu häufig vernachlässigt und dadurch wertvolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verliert. Das Ziel muss sein zukünftig eine wertschätzende Organisationskultur zu verankern und die Beschäftigten individuell zu fördern.“

Beschäftigte zu Fürsprechern ihrer Verwaltung machen

Mitarbeitende in Verwaltungen sind größtenteils zufrieden mit ihrer konkreten Tätigkeit, jedoch nicht unbedingt mit ihrem Arbeitgeber. Die Ziele der eigenen Behörde sind den Beschäftigten oftmals nicht vollumfänglich bekannt. Darunter leidet der Grad der Identifizierung mit dem Arbeitgeber. Dieses Gefälle erklärt auch die mangelnde Bereitschaft von Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, ihre Behörde potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern weiterzuempfehlen.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Weiterempfehlungsrate im Öffentlichen Dienst ausbaufähig ist. Die diesbezüglich stärksten Einflussfaktoren sind demnach: das wahrgenommene Arbeitsklima, die Einschätzung, ob die eigene Arbeit krank macht (ein Drittel der Befragten beklagte diesen Umstand, vor allem aufgrund von hohem Termin- und Leistungsdruck und fehlender Anerkennung) und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch hier können Verwaltungen aktiv werden, indem sie zum Beispiel stärker ihre jeweiligen Werte, Ziele und Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten und diese nach innen und außen kommunizieren.

Das Bleibebarometer basiert auf der bisher größten zum Thema durchgeführten Verwaltungsbefragung mit über 9.000 Teilnehmenden und fast 7.500 ausgewerteten Fragebögen. Die hohe Anzahl an Teilnehmenden ermöglicht einen detaillierten Blick in den Maschinenraum der Verwaltungen.

Die Studie wurde als Initiative der Next:Public mit wissenschaftlicher Beratung und Begleitung der Hertie School und folgenden Partnern realisiert: Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), dbb beamtenbund und tarifunion (dbb), Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Die Zeit, Intrexx, Fabasoft

Studie zum Download

Cover_Bleibebarometer_Öffentlicher_Dienst

 

 

 

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